Samstag, 4. Oktober 2025

Saisonfinale German Cross Country in Bühlertann – Kampf bis zur letzten Rille

Manuel Schad auf dem BMW Motorrad Boxer
Das Saisonfinale des German Cross Country in Bühlertann (Baden-Württemberg) war alles — nur kein gewöhnliches Rennen. Es war rutschig, technisch anspruchsvoll, nervenaufreibend, emotional und letztlich auch brutal ehrlich. Es war genau die Art von Rennen, die diesen Sport ausmacht.

Hier traf sich zum letzten Lauf der Saison noch einmal die komplette Szene. Die German Cross Country Serie ist eine der anspruchsvollsten Offroad-Serien Deutschlands, und das Finale in Bühlertann hat diesem Ruf alle Ehre gemacht.

Ich war sowohl in der Zweizylinderklasse als auch in der Seniorenklasse am Start — auf meinem klassischen 2-Ventil-Boxer-Enduro, Baujahr 1974. Ein Motorrad mit Charakter, Geschichte und Seele — aber eben auch mit Technik, die ihre ganz eigenen Launen haben kann.

Chris Gundermann auf Husqvarna Nordon
Startplatz 2 — direkt neben dem Seriengewinner
Zu Beginn des Rennens stand ich auf Startplatz 2, direkt neben niemand Geringerem als Chris Gundermann, dem späteren Gewinner der Gesamtserie. Schon allein das war ein besonderer Moment — denn neben den modernen Maschinen dort zu stehen, ist für einen alten Boxer alles andere als selbstverständlich.
Die Strecke präsentierte sich alles andere als gnädig: Es hatte vor dem Rennen durchgehend geregnet. Der Boden war tief, schmierig und extrem rutschig. Fehler wurden sofort bestraft, und jeder Meter musste erarbeitet werden.
Schrauben bis tief in die Nacht
Als wäre das nicht schon genug gewesen, wollte mein Motor am Vorabend partout nicht richtig laufen. Der rechte Vergaser machte massive Probleme. Das Gemisch passte nicht, der Motor lief unruhig und nahm schlecht Gas an.
Also hieß es: Schrauben bis tief in die Nacht.
Irgendwann gegen Mitternacht war klar: So kommen wir nicht weiter. Und dann kam dieser dieser Momente, die man im Rennsport nie vergisst:
Ein unheimlich netter Mensch namens Volker brachte mir am nächsten Morgen tatsächlich noch rechtzeitig einen kompletten Satz Vergaser an die Strecke. Dafür an dieser Stelle noch einmal: Tausend 
Dank, Volker! 🙏
Wir konnten vor Ort zumindest eine grobe Grundeinstellung machen — nicht perfekt, aber ausreichend, um pünktlich zum Start zu kommen.


Gerhard Reinfelder auf der Ducati Desert X
David gegen Goliath
Mit meinen knapp 60 PS bin ich den modernen Motorrädern natürlich klar unterlegen. Neben mir standen Maschinen wie die Husqvarna Norden oder die Ducati DesertX — Hightech, Traktionskontrolle, modernes Fahrwerk, brachiale Leistung.
Mein Motorrad hingegen: 50 Jahre alt, luftgekühlt, mechanisch, ehrlich.
Aber: Aufgeben tut man nur einen Brief.
Also ging es raus auf die Strecke — und von da an war es Kampf. Jeder Meter, jede Kurve, jeder Anstieg. Ich bin wirklich letzte Rille gefahren, habe das Motorrad durch den Schlamm geprügelt, habe gerutscht, gefangen, gerettet, wieder Gas gegeben.
Ich weiß nicht einmal mehr genau, wie viele Runden es waren. Gefühlt etwa eine halbe Stunde Fahrzeit — und es war intensiv.
Plötzlich kein Vortrieb mehr
Und dann:
Auf einmal — kein Vortrieb mehr.
Der Motor lief noch, aber das Motorrad schob nicht mehr an. Ich hatte sofort ein ungutes Gefühl. Also schob ich die Maschine vorsichtig aus der Ideallinie, um niemanden zu gefährden — und dann sah ich es:
Rauch aus der Schwinge.
In diesem Moment war klar:
👉 Die Kardanwelle war kaputt.
Und mit einer kaputten Kardanwelle ist das Rennen vorbei. Da gibt es kein Weiterfahren, kein Improvisieren, kein Trick.
Ich zog das Motorrad aus der Strecke — und wusste: Das war’s.


Der klassische BMW Motorrad Boxer bei der GCC

Platz 3 in der Meisterschaft — zwischen Stolz und Enttäuschung
Durch den Ausfall im Finale konnte ich in der Gesamtwertung der Serie leider nur Platz 3 erreichen.
Und ja — dritter Platz ist gut. Wirklich gut.
Aber natürlich hatte ich mir mehr erhofft. Ich hätte „nur“ noch dieses letzte Rennen sauber durchfahren müssen.
So ist Motorsport. So ist Technik. So ist das Leben.
Trotzdem: Ich bin stolz. Stolz auf das Team, auf die Hilfe, auf das Durchhalten, auf den Kampfgeist und auf ein Motorrad, das seit 1974 immer noch Rennen fährt.
Und ich bin dankbar — für diese Saison, für diese Serie, für diese Menschen und für diesen Sport.
Danke an alle

Danke an:
die Organisatoren der German Cross Country Serie
die Streckenbauer in Bühlertann
die Helfer im Hintergrund
Volker für die spontane Rettungsaktion
alle, die an der Strecke standen, geholfen, angefeuert und unterstützt haben
Und natürlich an alle, die diesen Weg mit mir gehen.


Fazit
Dieses Rennen war kein Sieg auf dem Papier — aber ein Sieg an Erfahrung, Leidenschaft und Herz.
Und eines ist sicher:
Der Enduro-Boxer wird wiederkommen. 💪

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