Samstag, 8. Februar 2020

LE – Touquet – die spinnen die Gallier

Der Start in LE TOUQUET 2020

Schon in jungen Jahren wurde ich mit dem einzigartigen Event konfrontiert. Wir hatten damals die ENDURO im Abo und zu Beginn der Saison waren die tollen Berichte der irren Teilnehmer am Strand-Rennen in LE TOUQUET im Magazin.
Wer mich etwas im Internet verfolgt, der hat ja sicher schon bemerkt, dass ich schon viele verrückte  Dinge versucht habe, deshalb war ich von dieser Aktion von Anfang an überzeugt.

Abartig schnell gehts hier in Richtung Kurve!!!


Mit der SWT-SPORTS BMW am Start in Le Touquet

Geboren wurde die Idee im Jahr 2019. Vincent Gasco, ein absolut netter Kunde, hatte mir Bilder von seinem Auftritt in der Vintage-Klasse zukommen lassen. Die Aufforderung war klar. Wir sollten mit seiner Hilfe im kommenden Jahr dabei sein. Zugesagt war gleich, doch das sollte noch nichts heißen. So vergingen die Tage, Wochen und Monate und der Tag der Eröffnung der Ausschreibung im Netz rückte näher. Doch immer wieder hatten die Verantwortlichen in Frankreich Probleme mit ihrem Server und das Anmeldeprocedere wurde unterbrochen.

Vor dem Start in Le Touquet 2020
Wir hatten die Hoffnung schon verloren und gaben unsere Zugangsdaten an unseren französichen Freund Vincent weiter. Wie auch immer, er hat uns unsere Startplätze besorgt. In der Vintage- und in der Offenen – Klasse am Sonntag. Wie geil, dachte ich.
Mit dem Boxer im Sand
 Jetzt mussten die Vorbereitungen getroffen werden!
Zuerst einmal die Lizenz, die dann anfangs von den Organisatoren angefochten wurde, und von uns eine nationale französische Lizenz angefordert wurde.  Dank einer kurzen Untersuchung konnten wie die von Vincent übersetzten Unterlagen von unseren Ärzten beglaubigen lassen. 


Im tiefen Sand in Le Touquet 2020
Dann kam die Hardware, die BMW wurde auf dem Prüfstand neu abgestimmt.
Nicht auf Leistung sondern der CO auf eine gute Gemisch-Abstimmung bei Volllast.
Dann das Fahrwerk etwas angepasst. Die Reifen auf SHINKO Krallen getauscht. Die Kardanwelle und Endantrieb überholt. Die SACHS – Sinterkupplung getauscht, was ich mir absolut hätte sparen können. Und final noch ein Ölwechsel durchgezogen . Zum Schutz vor Sand hat Elmar mit der Hilfe von Wolfgang dann noch ein paar Schutzbleche und Gummis gebastelt. Die waren einfach einzigartig. Nach drei gewerteten Runden hatte ich fast keinen Sand im Filter.

Bei der Abnahme - Papier und Technische in Le Touquet 2020
Bei der Anreise haben wir noch schnell mal bei Jess und Bart von den Motomentals vorbei geschaut. Die beiden Weltreisenden kamen gerade von einer längeren Tour aus Spanien – Portugal zurück. Es war toll, sie mal in ihrem Zuhause antreffen zu können. 
Die Presse in Le Touqeut 2020
 
Pressebericht über unseren Auftritt.

Nach der Anreise am Strand in LE TOUQUET, mit 2500 Startern an einem Wochenende, angekommen ging der Stress los. Die Abnahme erwies sich als ein zeitraubendes Procedere. Es wurde viel gefragt und noch mehr von uns verlangt. Wir waren gut vorbereitet und gut gebrieft, dachten wir. Doch dort wurden wir etwas bessern belehrt. Mit dieser Erfahrung waren wir zu unserer Erleichterung aber nicht alleine. Doch dank unserer außergewöhnlichen Bikes wurde uns immer sehr hilfsbereit entgegen gekommen. Die Firma Akrapovic hat uns mit genügend Tape versorgt. So konnten wir unsere Scheinwerfer und Rücklicht abkleben. Ein kleiner Trick mit unserem jetzt ehemaligem Hocker und Bernhards Seitenständer half uns dann doch sicher im PARK FERME unter zu kommen.
Die zwei deutschsprachigen Kämpfer
Ach ja, wie kommt Bernhard Schmidtmayer, Wien - Austria dazu?
Er war mit mir auf der Motosmatata und hatte keine gute Ausrede, somit war er mit im Team ;-) 

Börny ist jetzt schon berühmt !!!!
Freitag Mittag war die Aufregung dann groß. Der Vorstart zur Vintage-Klasse mit 500 Startern zog sich ewig in die Länge. Da im Park Ferme so viele Zweitackter mit augenscheinlich viel zu Fett gemischten Kraftstoff standen, waren wir bis zum eigentlichen Start schon fast vergiftet. Greta wäre bleich geworden.
Am Start war die Anspannung noch größer!!!!

Börny in Le Touquet 2020 im Einsatz
Manuel Schad und Serge Bacou in Le Touque beim Enduropale

Der Startschuss wurde von keinem geringeren als Serge Bacou durchgeführt. Er war dieses Rennen über zehn Jahre am Stück selbst gefahren, hat es einmal gewonnen und war sieben mal unter den TOP 10. 
Niggo-Elmo-Elmar vor dem offenem Boxer Motor
Offenes Herz an der Strandpromenade
Außerdem ist er mit Heribert Schek schon nach DAKAR gefahren. Wobei er auf YAMAHA am Start war und Heribert in diesem Jahr auf BMW Motorrad die Rallye bestritt.
Schon nach diesem absolut gigantischem Start konnte ich Bernhard mit seiner SWT-SPORTS BMW Motorrad 1000 ccm GS davon fahren sehen. Ich hatte nicht die Eier, um den Boxer voll auszufahren. Nach ca. zwei  Runden hatte ein Suzuki Fahrer seine Klassik-Enduro gegen meinen linken Zylinder gejagt, so dass ich bei voller Fahrt mit dem rechten Zylinder in den tiefen und nassen Sand eingetaucht bin. Wenig später hatte meine Kiste plötzlich einen Leistungseinbruch und auffällige Geräusche am rechten Zylinder. Mit diesem Geräusch konnte ich noch die 3. Runde auf dem anstrengenden Pacour drehen. Für den Motor war das trotz der milden Außentemperaturen eine totaler Kraftakt. Mitten in meiner 4. Runde wurde der plötzlich lauter und die Leistung riss schlagartig ab. Der Motor ging aus und ich benötigte 8-9  Minuten Kicken bis ich den Boxer wieder zum Leben erwecken konnte. 
In der Boxengasse oder Boxergasse !!!

Doch im Ziel war alles klar. Unter dem rechten Zylinder war alles voller Motorenöl. Auf der nur einen Kilometer langen Rückfahrt zum Paddock hatte ich dann auch den frisch eingefüllten Liter RockOil erfolgreich über die Promenade verteilt. Bernhard dagegen hatte nur mit sehr viel Sand im Luftfilter, einen kaputten Zündkerzenstecker und viel Aua am Körper zu kämpfen. Er hatte das Rennen mit Bravour gemeistert.
Mit der Rennsportlegände Serge Bacou und dem Teammangager Vincent Gasco
Unsere Aufgabe war klar. In Rekordzeit den Boxer wieder auf Vordermann zu bringen.
Der Zylinder kam mehrfach runter und die Zylindereinsätze wurden mehrfach nachgearbeitet.
Hilfe bekamen wir wieder aus dem kompletten Fahrerlager. Alle Hoffnungen
auf ein tolles Sonntagrennen waren jetzt schon dahin. Doch Aufgeben war nicht drin.
Börny kämpft sich durch den bodenlosen Sand

Mit einem Draht und viel Flüssigmetall konnten wir dann doch das große Ölleck schließen. Für den normalen Reisenden hätte dieses Proffisorium sicher lange gehalten. Doch diese Extremst-Bedingungen sind alles andere als Materialschonend. Mit dem frisch zusammen gesteckten Boxer ging es dann per Abschleppseil an Börnys Boxer zur technischen Abnahme. Diese klappte diesmal erstaunlich schnell. Nur vor der Abnahme und vor dem Park Ferme waren irre Wartezeiten angesagt. Der Block war dicht, kein Öl zu sehen. So freute ich mich schon fast auf den Sonntag.
Der Boxer qualmt, der Ölverlust war zu groß !!!

Dieser war auch wieder sehr spannend und mit viel und noch viel mehr Wartezeit im Park Ferme verbunden. 
Der tiefe Sand hat seine tücken!
Auf dem Weg zum Start am Strand sind schon wieder viele Fahrer vom Bock
gestiegen oder haben ihre Kiste zerlegt. Wobei bei über1300 Startern immer auch etwas passieren kann.

Das Aus, die BMW am Streckenrand
Der Start zog sich mental stundenlang hin!
Dann brummten die Motoren und es ging in einem Affenzahn am Strand entlang. Bis zur ersten Kehre hatte alles funktioniert. Doch jetzt wurde es laut und die Stehbolzen zogen sich aus dem Motorblock. Öl trat aus, und davon nicht wenig, und die totale Zerstörung meines Motors war vorprogrammiert. Der Boxer bäumte sich nochmal auf, drehte hoch und ging für immer aus!

Auf dem Lumpensammler gehts zurück zur Boxengasse.
Jetzt durfte ich mir fast drei Stunden das Rennen von der anderen Seite ansehen. Bernhard kam viermal mit seinem Boxer bei mir vorbei und sah nach dem Rechten. In seinen Augen konnte man die Anspannung und Anstrengung sehen. Ich hatte sehr viele Fahrer direkt vor meinen Augen stürzen oder aufgeben sehen können. Doch mein Glück und Problem war, dass der Lumpensammler aufgrund meiner schlechten Position beim Hafarieren mich nicht bergen konnte. So war ich jetzt als Zuschauer und Fotograf am Start.
Börny hat sich im Vintaglauf wacker durchgekämpft.
Bernhard zog wieder erfolgreich seine vier Runden. Was mit dieser  Art von Motorrad mehr als sehr beeindruckend ist.
Am Ende des Laufes, nachdem ich mit dem Lumpensammler zurück zur Boxengasse gebracht wurde, kam Serge Bacou auf mich zu und sprach mir seinen Respekt aus. Neben einem Zeitungsbericht in der französischen Presse und einer Würdigung durch einem Nationalhelden war der Motorschaden doch eine Frase!
Wir Niggo-Elmo-Elmar , Vincent , Bernhard und ich sind so froh, diese An- und Abreise in Kauf genommen zu haben. Es war ein absolut beeindruckendes Wochenende.


Weiter Bilder von LE TOUQUET 2020 

Fotos von Maindru, Patrick Lesage, Philippe Lecocq, Manuel Schad, Vincent Gasco